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 FOTOGRAFIE Sie befinden sich im Kapitel 'Geschichte der Bilder'
 Definition  Aufgrund der anwendung von naturgesetzen im zusammenhang mit licht (Naturgesetzlichkeit) erzeugt fotografie abbilder von äusseren objekten, an die sie gebunden ist (Objekthaftigkeit). Ihre leitidee ist die abbildungstreue (Objektivität). Sie benutzt dazu ein technisch - apparatives instrumentarium (Technizität), das weitgehend selbsttätig funktioniert (Automatik) und das dabei folgende eigenschaften aufweist:
- ein hohes mass an detailgenauigkeit (Schärfe)
- eine augengemässe raumwiedergabe (Perspektive)
- eine natürliche farbwiedergabe (Farbe)
- die vermittlung eines ausschnitts aus raum und zeit (Moment)
- die gleichbehandlung aller teile (Gleichheit)
- die vervielbarkeit (Masse)
  Technische entwicklung
16.Jh Camera obscura
Ständige optische verbesserungen an linsen durch fernrohrkonstruktionen
1614 Silbernitrat schwärzt sich unter lichteinwirkung
1824 J.N.Niepce Heliogravüre: Lichtempfindlicher asphaltlack auf zinnplatte Belichtungszeit 8-10std - mit lavendelöl auswaschen - ätzen - drucken

1835 Daguerrotypie: Sensibilisierung einer versilberten kupferplatte mit joddämpfen - belichtung 5std bis 20sek - entwicklung unter quecksilberdampf - fixierung mit kochsalzlösung

1835 H.F.Talbot Kalotypie: Papier mit silber-nitratlösung sensibilisieren -belichtung ca 1min - fixierung mit natriumthiosulfat -negative in beliebiger anzahl umkopieren. Bis ca 1840 gelingt es die belichtungszeit auf 15sek zu verkürzen.

1839 Ankauf des patentes von Daguerre durch den französischen staat; dadurch wird die fotografie allgemeingut

1851 Nass-kollodiumverfahren
1861 Maxwell: Theorie der additiven lichtmischung
1871 Maddox Bromsilbergelatine - trockenplatte
1888 Rollfilmkamera von G.Eastman (Kodak): 100 bilder im durchmesser 6,4cm - "You press the button, we do the rest".
1894 Gummidruck
1895 Kinematograf
1900 Empfindlichkeit 1-6 Din
1907 Farbfotografie: Autochrome - verfahren
1907 Bromöldruck
1914 Empfindlichkeit 8 Din
1924 Kleinbildsucherkamera "Leica" (= Leitz camera): Nutzung des kinofilms in 35mm breite und doppelseitiger perforation
1929 2-äugige Rolleiflex
1930 Empfindlichkeit 11-13 Din
1932 Elektrischer belichtungsmesser
1936 Kodachrome, Agfacolor = Mehrschicht-farbfilme
1947 Sofortbild schwarz/weiss
1950 Pentaprisma - Einäugige spiegelreflex-kamera
1950 Elektronenblitz
1960 Empfindlichkeit 21 Din
1963 Sofortbild farbig
1964 TTL - messung
1974 Sofortbild pos/neg
1990 Empfindlichkeit 27 Din


Einige links zum thema:
Masters of Fotography
Photocollect
Fotografiemuseum
Weiteres Fotomuseum
Horus' History Links
Fotosuche
Kameramuseum
 Gestalterische Entwicklung  1835 Talbot "Fotogenic Drawings" = Fotogramme auf lichtempfindliches Papier
1840 Erstes porträtstudio in New York
1844 Erster bildband Talbots "The Pencil of Nature"
1850 "Akademien" = Aktbilder als vorlage für künstler (getarnte sexbildli?)
1855 Erste kriegsreportage
1859 Disderi "Carte de visite" - porträts
1876 Erste arbeiterreportage
1886 Muybridge Bewegungsanalysen
1895 Piktorialismus
1916 Straight Fotography
1920 Experimente
1932 Gruppe "f 64" um E. Weston, A. Adams
1960 Konzepte

Bis etwa um 1880 lag die entwicklung der fotografie in den händen von profis, da das verfahren sehr aufwendig war. Sie beschäftigten sich mit der auslotung der möglichkeiten des neuen mediums im bereich der Dokumentation.
Sehr wichtig für die Demokratisierung des bildes war die möglichkeit des "porträts für jedermann", die Disderi mit seinen kleinen konterfeis bot.
Die erfindung der trockenplatte durch Maddox vereinfachte das fotografische verfahren derart, dass nun auch amateure fotografieren konnten. Erst aber die rollfilmkamera von Kodak führte zu einer breiten popularisierung.
Zwischen den jahren 1895 bis zum ende des ersten weltkrieges fand der "sündenfall der fotografie" statt (Piktorialismus): Durch abkehr von der schärfe versuchten die fotografen eine impressionistische, malerische sehweise zu erzeugen. Die mittel dazu waren gummidruck, bromöldruck, anhauchen der linse, unscharf stellen, verwackeln. Noch heute gibt es sehr teure linsen, mit denen man unscharf fotografieren kann.
Ein grundkonflikt tat sich auf: Wahrheit und abbildungstreue geraten auseinander - wirklichkeit aufnehmen oder wirklichkeit erschaffen - abbild oder sinnbild - handwerker oder genius - fotografie oder "fotogénie"?
Die antwort auf diese einstellung hiess "Straight Photography" oder in Europa Neue Sachlichkeit, die sich streng der dokumentation, aber auch der für die fotografie spezifischen komposition (standpunkt, licht und schatten, oberfläche, schärfe) verpflichtet fühlte.
Alle möglichkeiten des mediums wurden in den zwischenkriegsjahren ausprobiert: Fotomontage (politisch und surrealistisch), fotogramm (Schadogramm, Rayogramm), pseudosolarisation, doppelbelichtung und unschärfe (Man Ray: Es muss alles gewagt werden...alles..., was verboten ist.)
Nach dem zweiten weltkrieg entwickelte sich eine neue einstellung zur fotografie aus dem selbstkritischen zweifel heraus, automatisch das richtige zu tun, solange man die regeln des apparats beachtet (Konzepte). Es wird gefordert, dass man zuerst eine haltung entwickle (intellektuell) und die bilder anschliessend diese gedanken illustreren: Gedankenbilder sind mehr als schaubilder
Fotogenic Drawing, 30KB




Erste Daguerrotypie, 39KB
Carte de visite, 22KB
The Horse In Motion, 28KB
Piktorialismus,16KB
Straight Fotography: Milchflaschen von E. Steichen, 30KB
Nevada Fall von Ansel Adams, 16KB
 Heute  In seiner "Philosophie der Fotografie" hat V. Flusser darauf hingewiesen, dass die fotogeschichte als modellfall für die auseinandersetzungen zwischen mensch und apparat aufgefasst werden kann, wobei jedes der beiden systeme nach kräften versucht, sein "programm" gegen das des andern zu verwirklichen. Das funktionelle apparateprogramm steht dem der menschlichen ideen und wertvorstellungen entgegen und sperrt sich gegen deren realisation: eine art kulturkampf. Der mensch muss den apparat in seiner sturheit überlisten und gegen seine regeln spielen - wenn er ihm nicht erliegen will. Doch der kampf ist noch nicht entschieden....
So scheinen heute alle möglichen auffassungen nebeneinander zu existieren. Allgemein lässt sich doch feststellen, dass es heute eher um glaubwürdigkeit und wahrhaftigkeit der übereinstimmung zwischen künstler und werk geht als um wahrheit oder falschheit im verhältnis zum objekt. Vielleicht lassen sich aufgrund obgenannter tendenz sogar folgende kategorien bilden:

Abbilder sind darstellungen objektiver tatsachen - Ziel: Realität erkennen

Sinnbildersind darstellungen subjektiver überzeugungen - Ziel: Realität interpretieren

Strukturbilder wollen neue bildstrukturen erzeugen - Ziel: Realität schaffen
(Struktur = innerer aufbau, innere ordnung)


Filges, Spritzbild aus Entwickler und Fixierer, 1987, 77KB Ein Konzeptvon Ugo Mulas:
Die vergrösserung, der himmel für Nini
"Wenn es etwas gibt, das sich vergrössern lässt, dann ist es der himmel. Die vergrösserung eines wolkenlosen himmels, an einem klaren tag ohne bezugspunkte zur erde aufgenommen, ist eine absurdität, ein paradoxon. So schoss ich bei sonnenuntergang von der terrasse meines hauses aus einen ganzen film verschiedener ausschnitte des himmels, indem ich die kamera einmal vertikal und dann wieder horizontal hielt: Die daraus entstandene bildsequenz ist von fotografie zu fotografie reich an abstufungen, voller tiefe und stärke. Dann habe ich eine fotografie ausgewählt und so weit vergrössert, als es die lesbarkeit erlaubte, bis zur wahrnehmung des kornes. Der dritte schritt war die ver-grösserung eines winzigen details der vorausgegangenen fotografie. Ich vergrösserte in dem masse, in dem mir das mein atelier zuliess: von einem etwas mehr als drei zentimeter grossen detail auf beinahe dreieinhalb meter. An diesem punkt verschwindet der himmel, und übrig bleibt eine körnige oberfläche. Das vorherrschende element ist das korn, die struktur der silbersalze. Und man merkt, dass es möglich wäre, dasselbe bild zu erhalten, wenn man eine mauer fotografiert. Das bedeutet also, das bild ist reversibel, austauschbar".
 
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