Inhalt REALISMUS 20.JH Sie befinden sich im Kapitel 'Geschichte der Bilder'
 Definitionen  Max Planck: Wirklich ist, was sich messen lässt.
Brecht: ...dass weniger denn je eine einfache wiedergabe der realität etwas über die realität aussagt. Eine fotografie der kruppwerke oder der AEG ergibt beinahe nichts über diese institute. Die eigentliche realität ist in die funktionale gerutscht.
G. Wallraff: Wir wollen nicht literatur als kunst, sondern wirklichkeit. Die wirklichkeit hat noch immer die grössere und durchschlagendere aussagekraft und wirkungsmöglichkeit, ist für die mehrheit der bevölkerung erkennbarer, nachvollziehbarer und führt eher zu konsequenzen als die fantasie der dichter.
Nach der emanzipation der kunst von ihren religiös-sakralen aufgaben war ihre zweite emanzipation, die aus den bindungen an die erscheinungswelt, fraglos die folgenreichere. Sie wurde mehr und mehr der weg in ihr eigenes ghetto - die freiheit einer 'splendid isolation'.
Das medium ist die wirklichkeit.
Jeder realismus ist anders als die realität.
Auf der suche nach der verlorenen, einer neuen realität hat sich die bildende kunst der Moderne immer weiter von der 'natur', von einer abbildhaften realität entfernt.
Die anschauliche unanschaulichkeit der mikroskope, teleskope und spektroskope ist auch für die bildende kunst nicht ohne folgen geblieben. Ihre zweifel an einer realistischen analyse der sichtbarkeit und gegenständlichkeit sind seit und trotz der erfindung der fotografie rapide gewachsen.
E. Steichen: "Die fotografie hat die kunst davon erlöst, gegenständlich sein zu müssen" - diesen satz müssen wir heute revidieren.
Je weniger ein bild eine scheinwirklichkeit, also wirklichkeit zweiten grades ist, desto mehr ist es ein autonomer gegenstand.
Malen ist aktive auseinandersetzung mit der welt, und so wird der künstler eher sehen, was er malt, als malen, was er sieht.
Max Planck Günther Wallraff Mikroskopie, 60KB Edward Steichen
 Metarealismus  Das, was sich in der nachfolge Cézannes und Klees als 'realiser', als 'malen, parallel zur natur', jenes 'sichtbarmachen, nicht das sichtbare wiedergeben', wurde zutreffend als "metarealismus" bezeichnet. Diese abkehr von der wirklichkeit verkörpert sich geradezu in der entwicklung Mondrians, der sich mehr und mehr mit dem rücken zum fenster gesetzt haben soll, weil ihn der blick auf die bäume irritierte.. Durch die harmonien und gesetze der abstraktion wollte er diese 'subjektive sicht, die uns leiden macht' überwinden: "Die dinge geben uns alles, nur ihre darstellung gibt uns nichts".
 Gegen idealismus  Selten hatte ein hinweisschild eines zurückgewiesenen malers kunstgeschichtlich solche folgen wie Courbets 'Pavillon Du Réalisme'. Im manifest hiess es, es sei eine "gänzlich physikalische sprache", sie bestehe "einzig in der darstellung von dingen, die der künstler sehen und berühren kann" und war eindeutig gegen den idealismus gerichtet.
Kunstgeschichtler übertrugen den begriff nun auch auf andere werke: 'Archaischer' und 'klassischer realismus 'Gotischer realismus' , 'impressionistischer realismus und überhaupt: "Der realismus in der kunst ist so alt wie die kunst selbst, ja, noch mehr: Er ist die kunst" (Theodor Fontane).
Wie es euch gefällt ist er wandlungsfähig: Urban, natürlich, naturalistisch, proletarisch, bürgerlich, sozial, sozialistisch, kapitalistisch, magisch, phantastisch, psychisch, utopisch, kritisch, naiv, trivial, nouveau, neo, new....
Gustave Courbet, 26KB
 Hydra  Realismus ist eine begriffs-hydra verfänglichster art. So oft und so heftig man auf sie einschlug, immer neue köpfe sind ihr nachgewachsen. Etwelche verwirrte leser seien nun aber doch auf ein handfestes reallexikon verwiesen. Das versichert lapidar, realismus sei wirklichkeitsnahe darstellung. Da kann die hydra nur nicken - aber mit wievielen köpfen?
Georg Schmidts ...unterscheidung, der massstab des naturalismus sei die äussere richtigkeit, der massstab des realismus die innere wahrheit läuft auf eine grundsätzlich richtige methodische trennung der darstellerischen mittel und der dargestellten wirklichkeit hinaus. Inner unwahrheit bei äusserer richtigkeit, 25KB
 Leering  Einen tragfähigen ansatz bietet auch J. Leerings unterscheidung, derzufolge naturalistische malerei nur abbildet, realistische aber "verwirklicht": 'Sie gibt den dingen eine neue bedeutung, die nur malkünstlerisch realisierbar ist'.
 Vilém Flusser  Auch der hinweis von Vilém Flusser, einem kunstphilosophen, ist hilfreich: Der mittelalterliche theologe Meister Eckehart, habe den lateinischen begriff actualitas mit wirklichkeit übersetzt. Damit meint man ungefähr eine tat und ihre wirkung. Heute würden wir deshalb actualitas eher mit tatsache oder wirksamkeit übersetzen, als mit 'das sein der sachen'. Villem Flusser
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