Inhalt  FARBZUSAMMMENSTELLUNG Sie befinden sich im Kapitel 'Elemente und Ordnungen'

 Sérusier 
Wenn zwischen farben gesetzmässige beziehungen herrschen, kann harmonie entstehen:
"Harmonie ist eine anordnung, welche unsere sinne befriedigt, deren funktion sie erleichtert, und unsern geist, der gesetze wieder findet, die ihn selbst regieren".
Folgende anschaulichen elemente sind in einklang zu bringen:


 Farbton  Buntheit (engl. hue), Farbe-an-sich-kontrast
'Buntheit' hat zwei bedeutungen. Es kann meinen: Ungeordnetheit, beliebigkeit, unsicherheit beim zusammenstellen von farben.
In der farbtheorie meint der ausdruck 'vollfarbe'.
  • Die bunten sind also nach ihrer lage im farbkreis zu ordnen.
  • Küppers meint, harmonien seien regelmässige geometrische gebilde innerhalb des farbenraumes. Asymmetrische und unregelmässige figuren sind möglich, wenn mit flächengrösse und buntheitsgehalt ausgewogenheit erreicht wird.
  • Goethe: "Wenn das auge die farbe erblickt, so wird es gleich in tätigkeit gesetzt, und es ist seiner natur gemäss, auf der stelle eine andere, so unbewusst als notwendig, hervorzubringen, welche mit der gegebenen die totalität des ganzen farbkreises enthält".
    Ausgehend von dieser beschreibung des simultankontrastes fordert er, dass in einer harmonie, der ganze farbkreis enthalten sein solle.
    Als modell dient ihm das harmonische dreieck.
  • Für variationen mit dem gleichen farbton gilt das denkmodell des farbtongleichen dreiecks. Es lassen sich bilden:
    Hellklare (Bunt + weiss)
    Dunkelklare (Bunt + schwarz)
    Trübe (Bunt + grau)
    Buntgleiche (Bunt konstant - grau variabel)
    Schwarzgleiche (Schwarz konstant - hellklar variabel)
    Weissgleiche (Weiss konstant - dunkelklar variabel)
    Nebelreihe (Bunt nimmt zu - grau nimmt ab)
    Schattensreihe (Schwarz nimmt zu - hellklar nimmt ab)
    Lichtreihe (Weiss nimmt zu - dunkelklar nimmt ab)
Zweier, 7KB Dreier, 6KB Vierer, 6KB Küppers, 3KB Goethes harmonisches dreieck, 6KB Harmonisches dreieck, variationen 12KB
 Helligkeit  Hell-dunkel-kontrast (engl. brightness)
Die helle einer farbe kann bestimmt sein durch die eigenhelligkeit (Die eigenhelligkeit ist die empfindlichkeit, mit der die wahrnehmung auf eine farbe reagiert), oder ein buntton wird durch beimischung einer zweiten farbe verändert. Im zweiten fall wird auch die sättigung mitverändert.
Helle figuren auf dunklem grund wirken grösser als gleich grosse dunkle figuren auf hellem grund. Hell hat die tendenz, sich auszuweiten, dunkel hat die tendenz, sich zusammenzuziehen ('Schwarz macht schlank'):
Irradationseffekt = Überstrahlung.
Überstrahlung, 2KB
 Sättigung  Leuchtkraft, intensität, Bunt-unbunt-kontrast (engl. saturation)
Rot im orangerotbereich hat die grösste leuchtkraft. Ein gleich helles, intensives natürliches grün ist viel weniger bunt.
Buntheit kann nicht ermischt werden.
Die buntheit kann nur durch die wahl geschickter nachbarschaften gesteigert werden (Simultankontrast). Die farben im farbsortiment sollten also möglichst bunt sein. Beim ausmischen von bunttönen ist zu beachten, dass im farbkreis die mischfarben auf einer geraden verbindung liegen: Der mischton aus zwei bunten auf der peripherie wird auf alle fälle weniger gesättigt.
Braun?, 9KB
 menge  Viel-wenig-kontrast
Bunte haben ja verschiedene eigenhelligkeiten und ausstrahlungen und bekommen dadurch verschiedene 'gewichte', die ausponderiert werden müssen. Verschiedene autoren haben mengenangaben gemacht, welche farbfläche notwendig ist, um mit der anderen gleichwertig zu erscheinen.

Schwarz Violett Blau Grün Rot Orange Gelb Weiss
0 1/4 1/3 1/2 1/2 2/3 3/4 1
9 8 6 6 4 3
27 21 15 15 9 3


Ändert die leuchtkraft, ändert auch die fleckengrösse.

Nach Albers ist die wahl der farben nebensache - hauptsache, die mengen stimmen.

Die farbe eines kleinen farbmusters auf einer grossen fläche (Zb fassade) wirkt deutlich intensiver. Bei der wahl einer farbe ist möglichst analog vorzugehen, dh ein muster gleicher grösse und beschaffenheit in das umfeld zu legen (massstabseffekt).
Mengen, 12KB
 Itten  erwähnt zusätzlich den simultan-kontrast (Die gegenseitige beeinflussung von farbnachbarschaften) und den sukzessiv-kontrast (Das auge muss adaptieren und kann nachbilder erzeugen), die meiner meinung nach nicht gestaltungsmittel sind, sondern randbedingungen, die unbedingt beim farbgestalten berücksichtigt werden müssen.
Er erwähnt auch gefühlsmässige, psychologische kontrastpaare wie
warm - kalt
aktiv - passiv
hart (dur) - weich (moll).
Dies sind eigentlich schon ausdrucksqualitäten und nicht mittel dazu.
 Kandinsky  suchte bezüge zwischen farbe und form. Er fand heraus, dass der kreis und blau, rot und das quadrat, gelb und das dreieck einander am besten unterstützen und steigern würden.
 Räumlich  Die raumschaffende wirkung von farbe (Luft-, farbperspektive) ist bei gestaltung von flachen, nicht abbildenden bildern besonders zu beachten.
 Der Ort  der farbe ist besonders in der architektur zu berücksichtigen.
Dunkle warmfarbige raumbegrenzungen wirken bestimmt begrenzend, den raum verengend, helle kühlfarbige wände eher unbestimmt, den raum weitend.
Der mensch ist gewohnt an das schema oben = hell, unten = dunkel. Kehrt man die verhältnisse um, kommt der boden ins schwimmen und die decke wirkt lastend.
Lage, 5KB
 Disharmonie  entsteht durch ungeordnetheit und beliebigkeit.
Inversionen sind farbbeziehungen mit umgekehrten helligkeiten: Blau ist dunkler als gelb (Eigenhelligkeit), also passt hellblau (Blau+weiss) nicht zu olivgrün (gelb+schwarz).
Goethe nennt farbtonabstände von ca 10° charakterlos (zu viel unterschied, um ähnlich zu sein und zuviel ähnlichkeit um spannung zu erzeugen).
Die blau/grün-kombination nennt er 'narrenfarbe'.
Hellblau-dunkelgelb Narrenfarbe, 10KB
Top  FARBZUSAMMMENSTELLUNG zurück naechstes